In Wirklichkeit ist alles ganz anders:

Zuerst schuf Gott das Gelände und dann kamen die Bahnbauer und bauten eine Schienenstrecke hinein.

Der Modellbahner plant und baut erst die Strecke (in ein Gelände hinein, das er vor seinem geistigen Auge sieht) und dann folgt das Gelände, das so aussehen soll, dass dem Betrachter klar wird: So, und nur so, kann die Strecke durch dieses Gelände verlaufen.

 

Um Gelände nachzubilden gibt es viele Methoden, nur ein paar seien genannt.

Früher:

Zur Zeit der in den meisten Abschnitten ebenen Brett-Anlagen streute und leimte man grünes Sägemehl auf und deutete so die Grasflächen an oder man klebte grüne oder braune Grasfasermatten auf das Brett. Berge konnte man fertig kaufen oder man kaufte sich gleich ein Fertiggelände, auf dem man nur noch die Gleise nach einem vorgebenden Gleisplan befestigen musste. Ein schneller Erfolg war sicher.

 

Heute:

Natürlich kann man immer noch mit einem Fertiggelände anfangen, aber neben dem nicht unerheblichen Preis solcher Produkte entgeht einem das Gefühl, etwas selbst geschaffen zu haben.

Es ist unmöglich, alle Produkte aufzuzählen, die die Industrie heute für den Geländebau anbietet. Die Kataloge der Hersteller und die einschlägige Fachliteratur zu studieren und Anlagen und ~bilder zu betrachten, bringt eine Menge an neuen Erkenntnissen.

 

Auf unserer N – Anlage wurden unterschiedliche Methoden für den Geländebau angewandt.

1. Bau von Felsen

Der Loreley-Felsen entstand aus einem Kunststoffblock, der mit einem Stechbeitel und einer Drahtbürste bearbeitet wurde. Die Bruch- und Bürststellen sind scharfkantig, was man von Styropor so nicht kennt. Da an diesem MODUR-Kunststoff mit allen mir bekannten Klebern gearbeitet werden darf – einschließlich der Heißkleber –, kann man zügig arbeiten und hat raschen Erfolg.

Die Farbgebung erfolgt mit handelsüblicher Abtönfarbe, teure Produkte sind nicht nötig.

Vorteil: leichtes Bearbeiten, präzise Kanten, für alle Kleber geeignet, geringes Gewicht

Nachteil: teures Material (das für die Dachisolierung verwendete Material hat ähnliche Eigenschaften, ist aber weniger schnell klebefest)

 

2. Bau von Felswänden und Hängen

Hier wenden wir die Methode „Drahtnetz“ an. Auf einen Unterbau aus stützenden Holzlatten wird ein Alu-Drahtnetz angetackert. Das Alunetz ist unempfindlich gegen die Feuchtigkeit aus dem aufzutragenden Spachtelmaterial und formbeständiger als das – preisgünstigere – Kunststoffnetz.

 

Möglichkeit A:

Auf das Alunetz tragen wir (Moltofill)-Innenspachtel auf, der mit der Bodengrundfarbe eingefärbt wurde. Andere Spachtelmassen und Innenputze haben sich ebenfalls bewährt, hier sollte man sich nach dem Preis richten (meine Erfahrung ist jedoch, dass sehr preisgünstige Spachtelmassen leicht zum Verklumpen neigen und diese kleinen Klumpen lassen sich schlecht ausstreichen) . Nicht bewährt hat sich Gips: Er wird zu schnell fest und das Gewicht des Hanges oder der Felswand wird beachtlich groß.

Das Gemisch wird mit dem Spachtel aufgetragen und geformt; so entsteht die Grund-Oberfläche des Hanges oder der Felswand.

Möchte man einen unruhigen Boden nachbilden, kann man das Drahtnetz vor dem Antackern leicht zerknüllen und dann wieder auseinander ziehen: Die Falten bleiben ein wenig im Drahtnetz zurück und verleihen dem Boden die nötige „Unruhe“.

Möchte man die Oberfläche glatt haben, streicht man die noch feuchte Spachtelmasse mit einem sehr feuchten, breiten Pinsel glatt. So wurde der Erdboden über dem Tunnel auf der rechten Seite vom Bahnhof „Karben“ bearbeitet.

 

Möglichkeit B:

Aber: Je flacher das Drahtnetz aufgebracht wurde, desto leichter biegt es sich beim Spachtel-Auftrag durch. Möglichkeiten der Abhilfe:

a) Von der Rückseite mit wegnehmbaren Streben abstützen   oder

b) altes Leintuch in passende Stücke schneiden und in stark verdünnten Spachtel tauchen, anschließend auf das Drahtnetz auflegen und trocknen lassen – es entsteht ein fester Untergrund für den Auftrag der Spachtelmasse (die käuflichen Gipsbinden erfüllen den selben Zweck, sind aber wesentlich teurer)

Nach dem Trocknen der Spachtelmasse (ca. 1 Tag) kann man ans Begrünen, Beflocken, Bepflanzen gehen – die Möglichkeiten sind unbegrenzt (falls der Geldbeutel einverstanden ist) – und die Natur oder gute Abbildungen sind die besten Lehrmeister. Um Streumaterial aufzutragen, muss der Untergrund mit einem stark verdünnten Holzleim eingestrichen werden (auch hier ist die Produktauswahl groß und es muss nicht das teuerste Produkt sein).

Nach dem Einstreichen (kleine Flächen einstreichen, der Kleber trocknet sehr schnell) die Grasfasern aufstreuen, auf“pusten“ (Streudose, z.B. von der Firma NOCH) oder mit einem Grasmaster (ebenfalls Firma NOCH) auf“schießen“.

Bitte achten Sie darauf, dass Sie unterschiedliche Farbtöne verwenden: Die Natur ist keine Parklandschaft.

Ein kleiner Hinweis zu Begrünen: Je steiler der Hang, desto weniger Gras wird man dort finden; an einem Steilhang, einer steilen Felswand findet sich kein Gras! Wie gesagt: Der beste Lehrmeister ist die Natur selbst.

 

 

Noch ein paar praktische Hinweise:

Das Drahtnetz

(engmaschig, wenn Spachtelmasse direkt aufgetragen werden soll, grobmaschig, wenn man mit der Tüchermethode arbeiten möchte) bekommt man in Baumärkten in verschiedenen Größen (Preis pro m² vergleichen!). Von Zeit zu Zeit bieten Supermärkte Abdeckungen für Keller–Lichtschächte an. Bekommt man die zum Ausverkaufspreis, sind sie preisgünstig.

Zum Antackern

hat sich ein Elektrotacker bewährt, ein Handtacker ist schlechter zu handhaben. Keine Angst vor der „Klammerkanone“ – die Geräte haben eine doppelte Sicherung gegen versehentliches Auslösen.

Die Farben

kann man beim Discounter kaufen, sie sind ergiebig, mischbar und deckend.

Die Spachtelmasse

rührt man am besten in einem Gummibecher an und verwendet dazu einen schmalen Spachtel. Die Beimischung von Wasser ergibt sich aus der Anleitung auf der Verpackung (Achtung: Die Abtön-Farbe, die Sie beim Anmischen ja schon dazu geben, gibt auch Flüssigkeit ins Gemisch! Es kann zu flüssig werden und der Brei tropft durch die Maschen.)

Für den Kleber

kann man sich ebenfalls beim Discounter bedienen; einen wasserfesten Kleber muss man nicht kaufen.

 

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Geländebau!

 

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Sie können das nicht?            Sie haben 2 linke Hände voller Daumen?

 

Dann nehmen Sie sich ein kleines Stück Drahtnetz (DIN A3 genügt) und probieren Sie einfach aus, wie das geht… und wenn’s nicht gefällt: Ab in die Tonne und einen neuen Versuch starten.

Man könnte natürlich auch mal bei den Eisenbahnfreunden Hanau nachgucken und bei denen Ideen „klauen“ – kostet nix, bringt viel und ist jeden Freitag ab 20 Uhr möglich. Die freuen sich sogar drüber, wenn ein „Ideen-Dieb“ kommt …

 

 

Und noch einmal:

 

Viel Spaß beim Geländebau!